Künstler Roman Pilgrim verlässt Gelsenkirchen
Ein Abend mit Rück- und Ausblicken. Der Maler Roman Pilgrim eröffnete mit der Vernissage zu seiner Ausstellung „præludium“ letzten Freitag nicht nur das „Licht an“-Festival der Galeriemeile Gelsenkirchen. Er verkündete damit auch seinen Abschied aus Gelsenkirchen. In einem eigens produzierten Film zeigte er den Gästen seine Gründe und Zukunftspläne.
Noch einmal zusammenkommen, Kunst erleben und gemeinsam feiern. So kündigte Pilgrim die Vernissage zur aktuellen Ausstellung „præludium“ in der Ückendorfer Bergmannstraße 32 an. Fünf großflächige abstrakte Gemälde geben darin einen Überblick über sein Schaffen der letzten fünf Jahre vor Ort. Fünf Jahre, die bald ihr Ende finden. Es ist Pilgrims letzte Ausstellung in Gelsenkirchen, ihn zieht es nach Berlin.
Im März 2013 schloss sich der damals 28-Jährige als jüngstes Mitglied der Galeriemeile Gelsenkirchen in der Ückendorfer Bergmannstraße an und bezog dort sein erstes Atelier. Fortan sorgte er mit regelmäßigen neuen Ausstellungen und Events für Aktivität im Stadtteil. Daneben wurde er in der Stadtentwicklung in Ückendorf aktiv, übte beruflich Tätigkeiten im Projekt Kreativ.Quartier aus und engagierte sich ehrenamtlich als erster Vorsitzender des Insane Urban Cowboys e.V., der sich für Kultur- und Stadtentwicklungsprojekte in Gelsenkirchen und im Ruhrgebiet einsetzt. „In dieser Zeit habe ich viele neue Erfahrungen gemacht und auch das Gefühl gehabt, zu einer Entwicklung beigetragen zu haben“, so der gebürtige Gelsenkirchener. „Insgesamt aber hätte für mich hier in Gelsenkirchen und Ückendorf mehr passieren müssen. Die Aufbruchstimmung fängt oft wieder von vorne an, viele Chancen werden vertan. Und vor allem hatte ich durch all meine Tätigkeiten kaum noch Zeit, mich auf meine Kunst zu konzentrieren.“ Deshalb müsse er jetzt seine Zelte in Gelsenkirchen abbrechen und den nächsten Schritt machen.
Ab dem 1. Februar 2019 wird Pilgrim die Stadt verlassen und ein neues Atelier im Prenzlauer Berg in Berlin beziehen. „Berlin ist nunmal Hauptstadt, da sind mehr Kreative. Als Künstler kann ich mich von der Szene treiben und inspirieren lassen, mir Zeit für mein Schaffen nehmen. In Gelsenkirchen ist mir das aus diversen Gründen nicht möglich.“ Pilgrims Entscheidung hat dessen Wegbegleiter Roman Milenski im Kurz-Dokumentarfilm „1000 warm“ festgehalten. Darin begleitet der Gelsenkirchener Filmemacher Pilgrim bei seinen letzten Vorbereitungen in Gelsenkirchen sowie ersten Schritten in Berlin. In 20 Minuten zeigt Milenski auch Pilgrims Enttäuschungen, welche dieser in Gelsenkirchen erlebte: „Ein Schlüsselerlebnis war, als es bei meiner vorletzten Ausstellung mit Musik und anschließender Party zu Lärmbeschwerden kam. Wie anderswo in Gelsenkirchen und Ückendorf auch so oft. Ich habe einfach gemerkt, dass so etwas hier scheinbar nicht gewollt ist und in der Stadtplanung werden keine geeigneten Strukturen geschaffen, damit sich hier mehr Subkultur und Nachtleben entwickeln kann. Das sah ich aber auch als meine Aufgabe als Künstler im Kreativ.Quartier Ückendorf an und es ist meine Art, um Menschen meine Kunst näherzubringen. In Berlin gibt es dafür mehr Akzeptanz.“
Die Ausstellung „præludium“ ist noch bis Ende des Jahres in der Bergmannstr. 32, 45886 Gelsenkirchen, samstags von 14-17 Uhr oder nach Vereinbarung zu sehen.